Warum Pfefferwerk beim Sternchen bleibt
Seit einiger Zeit gibt es einen neuen Stern am Genderhimmel: den Doppelpunkt. Er stört weniger beim Lesen, lässt sich durch die Lage auf der Tastatur leicht erreichen und vor allem wird ihm nachgesagt, barriereärmer als andere Schreibweisen zu sein.
Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband räumt mit dieser Legende in seiner Stellungnahme auf: „Der Genderdoppelpunkt steht auf einer Liste nicht empfohlener Gender-Kurzformen des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes. Gründe sind Probleme beim Vorlesen – sei es durch einen Computer oder durch eine Person – und bei der Darstellung in Blindenschrift. Trotzdem wird der Doppelpunkt zunehmend als eine besonders blinden- und sehbehindertenfreundliche Form des Genderns dargestellt. Grund ist vermutlich die Annahme, dass der Doppelpunkt von Screenreadern standardmäßig nicht vorgelesen werde, weil er im Gegensatz zu Stern und Unterstrich kein Sonderzeichen, sondern ein Interpunktionszeichen ist. Abgesehen davon, dass dies von den Screenreadern unterschiedlich gehandhabt wird, hat der Doppelpunkt jedoch wichtige Funktionen, weshalb viele blinde und sehbehinderte Menschen ihn sich vorlesen lassen. Das Unterdrücken des Doppelpunktes führt zudem zu einer längeren Pause als das Unterdrücken anderer Zeichen. So kann der Eindruck entstehen, der Satz sei zu Ende. … Zudem ist davon auszugehen, dass Doppelpunkt und Unterstrich für sehbehinderte Menschen schlechter erkennbar sind als das Sternchen.“ Link zur Stellungnahme: https://www.dbsv.org/gendern.html
Wenn gegendert werden soll, empfiehlt der DBSV das Sternchen, weil es „… laut Veröffentlichungen des Deutschen Rechtschreibrates die am häufigsten verwendete Kurzform ist und so dem Wunsch nach einem Konsenszeichen am nächsten kommt.“ (März 2021)
Auch das capito-Netzwerk für barrierefreie Kommunikation spricht sich für das Sternchen aus. Menschen mit kognitiven Einschränkungen, und alle, die gerade erst Deutsch lernen, irritiert der Doppelpunkt mitten im Wort. Denn er hat die Bedeutung: Achtung, jetzt kommt etwas besonders Wichtiges!
Die Queercommunity wünscht sich ebenfalls die vorrangige Nutzung des Gendersterns. „Seine vielen Strahlen stehen für die vielfältigen Formen der geschlechtlichen Vielfalt. Dem Doppelpunkt dagegen fehlt diese Symbolkraft.“ (https://www.genderleicht.de/gender-doppelpunkt/)
Deshalb bleibt Pfefferwerk beim Sternchen.
Kaj Bergmann | Unternehmenskommunikation