Auf dem Weg zur professionellen Zweitreaktion

Pädagogische Fachkräfte geraten durch verschiedene Ursachen immer wieder an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. In diesen Phasen agieren und reagieren sie nicht immer so, wie sie es von sich selbst oder andere von ihnen erwarten. Kinder sind oft die Leidtragenden, sie werden (unbewusst) verletzt und verstehen nicht, was der/die Erwachsene eigentlich von ihnen will. Unsere freiwillige Selbstverpflichtungserklärung setzt hier zwar einen klaren Rahmen, verändert aber noch keine Haltung grundsätzlich. Wie kann das gelingen, ohne nachhaltlos zu appellieren oder das Gefühl zu vermitteln, dass Kollegen/innen sich gemaßregelt fühlen?

Unsere Kinderschutzfachkraft Monika Weber und Karolin Bachmann, pädagogische Fachberatung der Abteilung Kita, haben ein Konzept für eine Teamfortbildung zum grenzwahrenden Umgang mit Kindern entwickelt, das genau an diesen kritischen Punkten ansetzt. Ziel ist es, den Umgang, das eigene Verhalten und die Haltung gegenüber Kindern zu reflektieren, kritisch sowie konstruktiv zu beleuchten und Grenzüberschreitungen jeglicher Form zu vermeiden. Mit finanzieller Unterstützung der Werner-Coenen-Stiftung begannen Monika Weber und Karolin Bachmann nun mit der auf zwölf Monate angelegten Fortbildungsreihe in vier Pilotkitas (Kita Bewegungsreich, Kita Oase, Regenbogenkita und „Die Röländer“). Dabei nehmen die Erlebnisse und Selbsterfahrungen aus der täglichen Arbeit der Kolleg/innen einen hohen Stellenwert ein.

Neben der Wissensvermittlung durch Kurzvorträge zu gewaltfreier Kommunikation und zum Umgang mit Stress, Fallbesprechungen und praktischen Übungen steht die gemeinsame Erarbeitung eines Handlungsleitfadens zum Umgang mit grenzwertigen Situationen im Kita-Alltag mit Hilfe des sogenannten Ampelsystems im Mittelpunkt. Mit jedem Team wird die Verhaltensampel (© Diakonie Neukölln/Oberspree e.V.)   individuell erarbeitet und Verhalten eintrainiert, das in Belastungssituationen den „zweiten Blick“ ermöglicht. Wichtig ist uns, Haltung nicht anzuordnen, sondern durch praktische Übungen, gemeinsame Überlegungen und Selbsterfahrungen einen neuen, anderen Blick auf das Kind zu erlangen. Alle acht Wochen kommen Karolin Bachmann und Monika Weber in die Dienstbesprechung und besprechen, schulen und planen, wie es weitergeht.

Wir wollen in unseren Kitas eine dauerhafte Atmosphäre schaffen, die von Wertschätzungen geprägt ist. Kindern, aber auch Eltern und Kolleg/innen gegenüber sollen sich Verhaltensweisen so verändern, dass alle gerne in die Einrichtung kommen. Dies wird unter anderem durch die Befragungen vor und nach dem Projekt evaluiert und ausgewertet. Die fertige Ampel wird nach den zwölf Monaten im Eingangsbereich der Kita aufgehängt. Eltern werden auf Elternabenden über das Projekt und die Ergebnisse informiert.

Die Weiterführung des Projektes orientiert sich an den Erfahrungen aus diesem Pilotprojekt, gleichzeitig werden die messbaren Ergebnisse (quantitativ und (!) qualitativ) betrachtet, um daraus Schlüsse für eine Fortführung und Übertragung in die anderen Einrichtungen zu ziehen.

Monika Weber, Kinderschutzfachkraft | Kontakt: weber@pfefferwerk.de

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