Erfahrungsbericht vom Professional Training im Meisterkurs Neue Autorität – Stärke statt Macht
Im Rahmen der Kooperation zwischen dem New Authority Center und der Pfefferwerk Stadtkultur fand jetzt erstmals mit 16 Teilnehmer/innen das 2-tägige Professional Training Neue Autorität und Gewaltfreier Widerstand statt. Begleitet von Iris Schacher-Lavie leitete wieder Idan Amiel den „Meisterkurs“. Nach dem Basistraining ging es diesmal um themenspezifische Konzepte und angewandte Forschung u.a. im Umgang mit übertriebener Mediennutzung, Gewalt und Mobbing in Schule. Im Mittelpunkt standen Falldarstellungen der Teilnehmer/innen. Und wieder war es eine lernintensive Erfahrung und bescherte viele neue Einsichten, Erfahrungen und Gedanken.
Mithilfe der Falldarstellungen wurden in Rollenspielen verschiedene Perspektiven der Neuen Autorität verdeutlicht. In einem Fall stand die Einbeziehung des Netzwerkes „Schule“ und die damit verbundenen „Besonderheiten“ z.B. bei der Motivierung und Einbeziehung von Lehrern in ein Unterstützernetzwerk für die Eltern und die betroffenen Kinder im Fokus. Die im Basistraining vorgestellten Grundprinzipien und Interventionen-„Tools“ wurden durchgespielt, vertieft und wir wurden ermutigt, sie den Lebenswirklichkeiten unseres Klientels anzupassen und damit zu „experimentieren“. Idan entwarf das Bild von der Neuen Autorität als „Wissens-Sirup“, den es je nach Fall entsprechend viel oder weniger zu dosieren gelte, um jeweils optimal an die konkrete Situation angepasst zu sein. Immer wieder betonte er seinen personal belief, wie wichtig es sei, Bewegung in festgefahrene Strukturen zu bringen – to create a change! – und dabei durchaus auch das Risiko einer Verschlechterung der Situation im Blick zu behalten!
Die im Gegensatz zu Idan eher ruhige und sehr kompetente Iris Schacher-Lavie berichtete überaus anschaulich aus ihrer Forschung zu Screenagern und der Digitalen Familie. Überzeugend und hilfreich leitete sie aus den Ansätzen der Neuen Autorität Grundprinzipien für die Arbeit mit Eltern ab. Ein aktuelles und spannendes Thema, das sogar zeitgleich als Titelstory im Magazin Der Spiegel erschienen war („Generation Smartphone“). Und nicht weniger aktuell nahm Idan einen Fall zum Anlass, um ausführlich auf die Idee der Wiedergutmachungs-Handlungen einzugehen. Wenn durch Gewalt oder eine andere Tat das Miteinander einer Gemeinschaft gelitten hat, sei es unser aller(!) Aufgabe, uns darum zu kümmern! Auch Schuldirektoren und Eltern haben Verantwortung und sollten handeln, selbst wenn das schlagende oder klauende Kind selber dazu (noch) nicht bereit ist! Würde diese Geisteshaltung in Familie und Schule gelebt, gäbe es weniger Kinder, die sich durch Schuld zuschreibende Bestrafungen in ihrer Würde verletzt fühlen. Was für eine Gesellschaft bekämen wir, wenn diese Kinder dann erwachsen sind? Im Anschluss an den Meisterkurs fand auch in Haus 13 der Fachtag Helfernetzwerke der Gegenwart statt, zu der neben Idan auch Eia Asen und Justine van Lawick kamen. Über deren jetzt schon praktizierten Zukunftsvisionen, auch heute wieder Dörfer entstehen zu lassen, die Familien unterstützen, ist eine andere Geschichte wert.
Till Brinkmann (Teilnehmer) & Christoph Klein, Organisator des Kurses und stv. Abteilungsleiter Kooperation Jugendhilfe – Schule | Kontakt: klein@pfefferwerk.de