Im Frühsommer 2019 hatte ein Jugendplenum ergeben, dass sich die beteiligten Jugendlichen einen Rückzugsort wünschen, der ihnen auch außerhalb der Öffnungszeiten im Olof-Palme-Zentrum frei zugänglich wäre. Entsprechend des artikulierten Interesses weiterer beteiligter Jugendlicher, gesellschaftliche Probleme in unserer globalisierten Welt angehen zu wollen und doch auch wirtschaftlich denken zu müssen, d.h. eigene Einnahmen zu machen, nahm die Idee eines multifunktionalen Tiny Houses, welches als mobiles Café wie als Rückzugsort genutzt werden konnte, Gestalt an.
In den Herbstferien 2019 realisierten wir ein Bau-Camp, in dem sich die Kinder und Jugendlichen im Umgang mit Werkzeugen, beim Sägen, Schrauben und Streichen von Beeren- und Baumkästen, mit Begeisterung erprobten. Mit mobilen Hochbeeten, Baumkästen und Sitzgelegenheiten entstanden schattige, geschützte Plätzchen. Mit unserem urbanen Gärtnern möchten wir den Beteiligten den Horizont für nachhaltige Kreislaufwirtschaftsweisen eröffnen und sie darin bestärken, im Rahmen ihrer Möglichkeiten Dinge zu verändern und gelingende Zukunft zu erproben. Unser Ziel ist die Schaffung von Strukturen in und um das Olof-Palme-Zentrum, in die sich junge Bewohner*innen aktiv nachhaltig gestaltend für ihre lebenswerte Gegenwart und Zukunft einbringen können. In diesem Sinne bewiesen auch jugendliche Besucher*innen, dass sie es mit ihrem sozialen Engagement ernst meinten: Bei zwei Großveranstaltungen im OPZ übernahmen sie das Catering und leiteten den Gewinn an die Hilfsorganisation „Care for Children“ weiter.
Im April dieses Jahres bekamen wir von der Landeskommission zur Kiezorientierten Gewalt- und Kriminalitätsprävention nun die Förderzusage für den Bau eines Tiny Houses und mit Tiny Collective fanden wir einen Anbieter, der ein auf uns zugeschnittenes Bildungsseminar zum Bau eines Tiny Houses durchführte und das Projekt mit unseren jugendlichen freiwilligen Helfer*innen auch tatsächlich anging.
So kam es, dass wir in den Sommerferien, in einem zweiwöchigen Baucamp, gemeinsam mit vielen begeisterten Kindern, einigen verhalten begeisterten jugendlichen und erwachsenen Unterstützern ´blitzschnell` (O-Ton Jugendlicher) ein Haus auf Rädern zimmerten. Ein professioneller Dokumentarfilmer und ein junges Kamerateam begleiteten die Entstehung. Der Film wird voraussichtlich zum Ende der Herbstferien der Öffentlichkeit präsentiert werden. Mit dem Tiny House ist ein Identifikationsraum entstanden, der seine Wertschätzung dadurch generiert, dass die Kinder und Jugendlichen sich an seinen Bau selbst eingebracht haben. Die (jugendlichen) Sozialraumanwohner*innen erleben, dass wir im OPZ Jugendinteressen engagiert vertreten und gemeinsam mit ihnen umsetzen.
Wir dürfen gespannt bleiben, welche Nutzungen sich im weiteren Beteiligungsprozess tatsächlich realisieren. Nutzungsformate und weitere Aktivitäten sollen im Projektverlauf über die GeBe-Methode („Gesellschaftliches Engagement von Benachteiligten fördern“) gemeinsam mit den beteiligten Kindern und Jugendlichen entwickelt werden. Um nachhaltig Beteiligungsstrategien unter den Jugendlichen im Kiez zu etablieren, müssen neue Formate erprobt und unter weitreichender Gestaltungshoheit der Jugendlichen gemeinschaftlich erarbeitet und weiterentwickelt werden. Bildung für nachhaltige Entwicklung mit Empowerment und Partizipation ist unserer Auffassung nach ein geeigneter Ansatz zu nachhaltiger Quartierentwicklung.
Viviane Schmitt, Leitung Kinder- und Jugendbereich im Olof-Palme-Zentrum | Kontakt: schmitt@pfefferwerk.de