Freizeit und Ferien in Zeiten von Corona. Oder: Angeln am Gründonnerstag

Vorweg: Wie ein Ferienprogramm in unserer multifamilientherapeutischen Tagesgruppe „Plan B“ zu Zeiten von Corona gehen kann, lässt sich pauschal gar nicht definieren. Die vier Tage vor Ostern waren jedenfalls in der Vergangenheit normalerweise schnell organisiert: vielleicht ein Kinobesuch, Kochen in der Gruppe, Ausflug in den Wildpark Schorfheide mit Kletterwald, Go-Kart-Bahn Reinickendorf … Das sind so Klassiker. Unsere Jugendlichen machen die Vorschläge, wir wägen gemeinsam ab, was geht, was nicht. Kein Problem bisher.

Aber was aber davon geht in Zeiten von „Corona“? Nichts von all dem Aufgelisteten. Bei unserem dienstäglichen „FiSCH-Tag“ (Familie in Schule) mit allen Eltern – seit Corona per Video-Chat –  erinnerten wir uns an ein Ritual, das wir normalerweise vor Weihnachten und vor Beginn der Sommerferien begehen und bei dem „FiSch“ noch eine weitere, sehr physische Bedeutung hat: Wir veranstalten in der Gruppe ein Fisch-Essen, gemeinsam mit Lehrkräften, Schülern und Eltern.

Der Clou: Einen wesentlichen Teil der dort verarbeiteten Fische angeln die Jugendlichen selber! Wir fahren dafür zweimal im Jahr im Rahmen des Ferienprogramms in die Forellenzuchtanlage Klein Wall. Geht Angeln in diesen Zeiten? Ja, es geht, mit Einschränkungen. Die Jugendlichen hielten sich streng an die Vorschriften. Der Abstand wurde durch Absperrbänder markiert, auf dem Gelände durfte man weder essen noch trinken. Aber der Spaßfaktor war garantiert! Der Fang: neun Forellen. Das Anlanden des Fisches, das Töten, manchmal auch das Ausnehmen sind Teil dieses Ausflugs, der für die beteiligten Jugendlichen ein prägendes Erlebnis ist. Nicht alle essen danach noch Forelle, aber die Freude am Angeln bleibt.

Vor allem sind diese drei bis vier Stunden konzentriertes Angeln auch ein Phänomen: Hyperaktive Jugendliche, die oft keine Stunde lang ruhig auf den Stuhl sitzen können, deren Konzentration im Unterrichtsraum nach der zweiten Stunde exponentiell nach unten verläuft, bleiben hier an diesem Ort ganz bei der Sache. Nun gut, nach vier Stunden in der Natur setzte so etwas wie ein „Sauerstoff-Flash“ ein: zufriedene Gesichter, von Müdigkeit geprägt. Zum Schluss gab es noch Fischbrötchen, gemeinsam außerhalb des Geländes verzehrt.

Den Sauerstoff-Flash hatten wir übrigens schon am Vortag erlebt: Wir waren mit den Mädchen unserer Tagesgruppe auf einer Radtour. Vom Schlosspark auf den Panke-Radweg und zurück. Auch hier am Ende eine müde, doch zufriedene Gruppe.

An den Tagen zuvor haben wir in Einzelbegleitung mit den Jugendlichen Ostereinkäufe erledigt. Wir stellten dazu ein kleines Budget zur Verfügung – mit der Auflage: Jede*r Jugendliche kocht ein Gericht für die Familie. Kam gut an. Ob wir nun unsere Forellen vor den Sommerferien wieder gemeinsam in alter Tradition mit den Eltern verzehren können, wissen wir nicht. Ein Jugendlicher der Angelgruppe nahm für seine Familie selbst gefangene Forellen mit nach Hause. Diese haben das Ostermahl allerdings mit Sicherheit bereichert!

Uwe Haake | Multifamilientherapeutische Tagesgruppe „Plan B“ | Kontakt: tagesgruppe-planb@pfefferwerk.de

 

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