Am 4. und 5. April kamen die Kita-Leitungen und ihre Stellvertreter*innen gemeinsam mit Fachberatung, der Qualitätsbeauftragten und der Abteilungsleitung zur alljährlichen Klausurtagung in Kloster Lehnin zusammen. In diesem Jahr haben wir das drängende Thema der Umstrukturierung von Arbeitsorganisation in unseren Kitas in den Mittelpunkt unserer Fachdiskussion gestellt. Der leergefegte Fachkräftemarkt und die daraus resultierende Öffnung der Zugangsvoraussetzungen, in Kitas als pädagogische Fachkraft tätig werden zu können, veranlassten uns, die Chancen und Risiken der Ausweitung des Fachkräftegebotes für Kitas in Berlin für uns aufzubereiten.
Zur Ausgangssituation
Spätestens seit der ab August 2018 geltenden neuen Fachkräfteregelung für Berliner Kindertagesstätten können interessierte und ambitionierte Menschen mit unterschiedlicher fachlicher Qualifikation oder sogar ohne adäquate fachliche Qualifikation in Kitas tätig werden. Alle diese Menschen sollen und wollen in ihrer jeweiligen Tätigkeit gleichwertig anerkannt und geachtet sein und müssen gleichzeitig begleitet, angeleitet und »ausgebildet« werden. In bisher eher »monoprofessionell« geprägten Team-Zusammensetzungen arbeiten nun Menschen mit diversen fachlichen Voraussetzungen und Motivationen zusammen. Vor diesen Hintergründen haben sich bereits und werden sich zunehmend multiprofessionelle Konstellationen entwickeln. Diese müssen strukturell und konzeptionell verankert werden.
Multiprofessionelles Arbeiten in Kitas kann bedeuten
Es arbeiten Mitarbeiter*innen mit verschiedenen (beruflichen) Qualifikationen, Fähigkeiten, Kompetenzen sowie Erfahrungshintergründen in einer Kita, zur gleichen Zeit und in einem Team zusammen. Die Auswahl der Fachkräfte in ihrer möglichen Vielfalt richtet sich nach der Zielsetzung in der konzeptionellen Arbeit in der Kita. Die Fachkräfte nehmen bei einheitlicher pädagogischer Zielsetzung und Haltung verschiedene Aufgaben wahr, deren Wertigkeit und Bedeutung gleichwertig ist. Sie fügen ihre unterschiedlichen Sichtweisen auf das Kind und seine Entwicklung, bedingt durch die unterschiedlichen Zugänge zum Kind durch die jeweilige Aufgabenstellung zusammen und tauschen diese untereinander aus, um den kindlichen Entwicklungsprozess optimal unterstützen und begleiten zu können.
Ziel und Zweck von Multiprofessionalität in unseren Kitas
- steigendes Qualitätsniveau in den Teams durch partizipative Zusammenarbeit,
- externes »Fachwissen« kann (auch temporär) in die pädagogische Arbeit einfließen,
- Sicherstellung eines reichhaltigen Bildungsangebotes,
- umfassendes und vielfältiges Bildungsangebot entspricht auch dem Wunsch der Eltern,
- erweiterter Zugang zu vielfältigen Vorbildern für Kinder (Berufe, Sprachen, Kulturen usw.),
- bessere Vorbereitung auf die Komplexität und Vielfalt in der Welt,
- gute Voraussetzung, Aufgaben und Arbeitsschwerpunkte individuell verteilen zu können,
- Zuwachs an vielfältigen Anregungen und neuen Sichtweisen, voneinander lernen,
- Multiprofessionalität unterstützt die Qualität der pädagogischen Arbeit.
Mit diesem Einstieg in unseren fachlichen Diskurs haben wir begonnen, erste individuelle Arbeitsschritte für die konzeptionelle Umsetzung veränderter (Zusammen-)Arbeitsformen in unseren Kitas zu entwickeln. In den nächsten Monaten werden wir sehr differenziert und spezifisch in allen Kitas beginnen, gemeinsam mit den Fachkräften vor Ort in die Auseinandersetzung zu gehen, wie multiprofessionelles Zusammenarbeiten von pädagogischen Fachkräften mit verschiedenen Qualifikationen, Fähigkeiten, Kompetenzen sowie Erfahrungshintergründen in der jeweiligen Kita aussehen kann. Bis zum Ende des Jahres 2020 beabsichtigen wir im pädagogischen Handbuch für alle unsere Kitas die übergreifenden Fachstandards für multiprofessionelles Arbeiten in unseren Kitas festgeschrieben zu haben.
Wibke Reinsch-Neumann | Abteilungsleiterin | Kontakt: reinsch@pfefferwerk.de