Rap-Workshop in der Multifamilientherapeutischen Tagesgruppe »Plan B«
Anfang Juli steht auf dem Kalender der Reinhold-Burger-Schule: Projektwoche. Als enger Kooperationspartner übernimmt unsere Tagesgruppe Plan-B diese Struktur und wir gestalten unser eigenes Projekt. Die Vorbereitungen dazu laufen seit März. Die Idee: nach langer Zeit wieder ein Rap-Workshop. »Blend«, mit bürgerlichem Vornamen Christoph, wurde „damals“ für die inhaltliche (An-) Leitung engagiert. Sein Part: die Frage, was beschäftigt die Jugendlichen gerade in ihrer Lebenswirklichkeit? Können sie aus dem, womit sie sich täglich auseinandersetzen, »Poesie« schöpfen? Wie lässt sich ihre Realität in Worte fassen, in eine Wortstruktur, auf der man rappen kann? Gemeinsam mit Vanja, dem Techniker, können wir das Tonstudio des Kurt-Lade-Clubs nutzen. Die Honorarmittel für diesen Workshop stellt kurzfristig und unkompliziert die Stiftung Pfefferwerk zur Verfügung. Unsere Jugendlichen äußern sich im Vorfeld positiv zu diesem Vorhaben, jedenfalls werten wir ein halblautes »okay« als Zustimmung.
Dass unsere Jugendlichen ihre Alltagsprobleme mit in den Workshop nehmen, spüren wir schnell, nachdem »Blend« mit den Jugendlichen die Themenkreise eingrenzt. Familie und Kiez schälen sich als Fokus heraus. Dann geschieht etwas, was uns verblüfft: Die Jugendlichen beginnen, selbständig, minimal begleitet von uns Pädagogen, an ihren eigenen Texten zu stricken. Was dabei herauskommt ist mehr als erstaunlich! Jugendliche, die im Deutschunterricht häufig wie Legastheniker wirken und manchmal auch so eingestuft sind, entwickeln hier eine sprachliche Ehrlichkeit und Genauigkeit im Abbild dessen, was sie bewegt, die einfach nur berührt.
So ist es „in Buch“ nicht nur laut „und manchmal fliegt `ne Faust“, es gibt auch vier Freunde zum Abhängen, oft mit „Wut im Bauch“. Es gibt die Schwester, die zu haben das Beste auf der Welt ist. Da ist die rettende Oma, die möglichst noch lange bleiben soll… Und da ist die Mutter, wo es langsam Zeit wird, sich mit einem Dank für alles zu „revanchieren“…
Viel Zeit und Geduld kostet das Abstimmen des Textes auf den jeweiligen Beat und umgekehrt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Drei Titel werden fertig produziert und auf CD gepresst. Hier und da fehlt im letzten Moment der Mut, den fertigen Text melodisch auf den ausgewählten passenden Beat zu übertragen. Emotionen sind im Spiel. Alles ist gut, so wie es ist, es gibt keinen Druck. Mancher, der es beim Text belassen möchte, beschäftigt sich mit der Gestaltung des CD-Cover. Am Ende des letzten Tages ist die emotionale Anspannung deutlich zu spüren. Um wieder Abstand zu den aufgestiegenen Gefühlen zu bekommen, wird in der Auswertungsrunde der Ball etwas flach gehalten: Der Workshop »ging so«, war »eigentlich ganz okay« … Doch alle Beteiligten spüren beim Rausgehen, dass dieses Projekt etwas mit ihnen gemacht hat.
Uwe Haake | Leitung »Plan B« | Kontakt: tagesgruppe-planb@pfefferwerk.de